Behandlung des Schielens

Die Behandlung des Schielens verfolgt verschiedene Ziele:

1. Behebung der Schielschwachsichtigkeit

Die meisten Schielaugen sind schwachsichtig. Darunter versteht man, dass solche Augen trotz des richtigen Brillenglases keine vollwertige Sehschärfe erreichen.

Diese Augen haben durch Hemmungen, die das nichtschielende Auge am Schielauge hervorruft, das Sehen nicht richtig gelernt. Diese Hemmungen können so ausgeprägt sein, dass das Schielauge gar nicht am Sehen teilnimmt.

Eine Förderung des schlechteren Schielauges ist nur möglich durch zeitweiliges Ausschalten des guten nichtschielenden Auges. Dies kann am effektivsten durch Abkleben des guten Auges mit speziellen Pflastern erreicht werden.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Maßnahmen über deren Einsatz der Augenarzt im einzelnen Fall entscheidet.    

Die Behebung der Schwachsichtigkeit ist das erste und wichtigste Ziel der Schielbehandlung. Es sollte alles daran gesetzt werden, dass ein schielendes Kind möglichst zwei gleich gut sehende Augen bekommt. In unserer hochzivilisierten Welt sind wir auf eine gute Sehkraft beider Augen vermehrt angewiesen.

Für die Behebung der Schwachsichtigkeit steht in der Kindheitsentwicklung des Menschen nur ein Zeitraum bis zum sechsten oder achten Lebensjahr zur Verfügung.

Ältere Menschen können das Sehen nicht mehr besser erlernen. Daraus ergibt sich, dass die Sehkraft in einer Altersphase des Menschen trainiert werden muss, in der noch keine Einsicht in die nicht immer beliebten Methoden erwartet werden kann. Das Therapieziel kann der Augenarzt nur erreichen, wenn auch die Eltern eines betroffenen Kindes konsequent mitarbeiten und sich gegen dessen vordergründige Interessen durchsetzen können.

2. Besserung des beidäugigen Sehens

Je später ein Kind zu schielen begonnen hat, umso wahrscheinlicher ist es, dass es eine gewisse Zeit ein beidäugiges Sehen erlernt hat. Das Gehirn dieser Menschen hat also gelernt, die Seheindrücke beider Augen gleichzeitig zu verarbeiten und zu einem gemeinsamen Seheindruck zu verschmelzen.

Durch ein später aufgetretenes Schielen oder durch eine Zunahme des Schielwinkels ist es dann als Anpassung an diese Schielsituation zu einem Rückgang der Qualität des beidäugigen Sehens oder gar zu einem Verlust des beidäugigen Sehens gekommen.    

Solche Verschlechterungen können durch eine Korrektur des Schielwinkels in geeigneten Fällen behoben werden.

Hier kann die Verordnung der korrekten Brille, die Verordnung einer prismatischen Korrektur oder eine Schieloperation erforderlich werden. Der Augenarzt muss hier im Einzelfall entscheiden welche Methode in Frage kommt.

3. Besserung der kosmetischen Situation

Viele Patienten oder Eltern sehen im Schielen hauptsächlich ein kosmetisches Problem. Dies ist aus der Sicht der Betroffenen absolut verständlich.

Schielwinkel über 10 Grad sind in der Regel kosmetisch auffällig. Nicht alle Patienten können aber so operiert werden, dass am Ende ein kosmetisch gutes Resultat entsteht.

Wegen der Anpassung des Gehirns an den Schielwinkel, kann es durch operative Parallelstellung der Augen zu Doppelbildsehen kommen. Deshalb prüft der Augenarzt vor jeder Schieloperation, ob das angestrebte gute kosmetische Ergebnis ohne Doppelbildprobleme erreicht werden kann.

Bei dieser Untersuchung kann sich ergeben, dass nur ein Teil des Schielfehlers operativ korrigiert werden kann. Ein Doppeltsehen nach der Operation ist sehr störend und kann zum Verlust der Kraftfahrtauglichkeit führen.

Patienten, die kein beidäugiges Sehen erlernt haben, wie die meisten frühkindlichen Schieler, können oft auch kosmetisch befriedigend operiert werden. Ob dieser kosmetisch gute Effekt länger anhält, kann im Einzelfall nicht gesagt werden. Es ist durchaus möglich, dass z. B. ein nach innen schielender Patient Jahre nach der Operation langsam zunehmend nach außen schielt.