Unterschiedliche Schielfomen

Begleitschielen

Die meisten schielenden Menschen zeigen ein Begleitschielen. Es tritt in der europäischen Bevölkerung in etwa 5,3 bis 7,4 % auf, oft familiär gehäuft. In der Regel liegt beim Begleitschielen, unabhängig von der Blickrichtung, immer der gleiche Schielwinkel vor. Es gibt viele verschiedene Formen des Begleitschielens. Die wichtigsten sind unten erwähnt. Oftmals liegen auch Mischformen vor, so dass die Zuordnung nicht immer einfach ist.

Lähmungsschielen

Im Unterschied zum Begleitschielen wechselt der Schielwinkel beim Lähmungsschielen je nach der Blickrichtung. Werden die Augen in die Wirkungsrichtung des gelähmten Augenmuskels bewegt, so wird der Schielwinkel besonders groß und auffällig. Das Lähmungsschielen hat seine Ursache in der Regel in einer Nervenerkrankung.

Verschiedene Formen des Begleitschielens

Frühkindliches Innenschielen

Häufig liegt das Schielen seit der Geburt vor. Der Schielwinkel ist relativ groß.. Das schielende Auge weicht meist zusätzlich nach oben ab. Häufig ist ein Zittern der Augen nachweisbar und der Kopf wird schiefgehalten. Ein beidäugiges Sehen kann nicht nachgewiesen werden.  

Erworbenes Innenschielen

Der Schielbeginn liegt oft nach dem ersten Lebensjahr. Häufig besteht eine mittlere Weitsichtigkeit, die oft an beiden Augen unterschiedlich ausgeprägt ist. Das schielende Auge ist meist schwachsichtig. Das Gehirn hat Anpassmechanismen an den Schielfehler entwickelt (Anomale Korrespondenz). Tritt das Schielen erst nach dem dritten Lebensjahr auf, so spricht der Augenarzt vom normosensorischen Spätschielen.    

Mikroschielen

Meist fällt den Eltern kein Schielen auf, da der Schielwinkel sehr klein ist. Der Schielbeginn ist deshalb meist nicht bekannt. Diese Schielform wird in der Regel erst durch Vorsorgeuntersuchungen entdeckt. Die beidäugigen Sehfunktionen sind relativ gut entwickelt. Das Gehirn hat Anpassungen an den kleinen Schielwinkel entwickelt (Anomale Korrespondenz).  

Außenschielen

Etwa 20 % der Schielenden zeigen ein Außenschielen. Dieses kann konstant vorliegen oder häufiger nur zeitweilig, eher für die Ferne als für die Nähe. Außenschielen kann auch Jahre nach Schieloperationen wegen früherem Innenschielen auftreten oder nach Verlust der Sehkraft eines Auges.

Verstecktes Schielen

Verstecktes Schielen wird auch oft als latentes Schielen oder Heterophorie bezeichnet. Beim latenten Schielen zeigt der Betroffene nach außen keinerlei Anzeichen eines Schielens. In der natürlichen Sehsituation hält der latent Schielende seine Augen „gerade“.

Mit besonderen Untersuchungsmethoden kann der Augenarzt nachweisen, dass die Augen des Patienten nur unter „Anstrengung“ gerade gehalten werden und eigentlich aus der richtigen Stellung zueinander abweichen möchten. Abweichungen nach innen, außen oder in der Höhe sind möglich. Der Augenarzt kann objektive oder subjektive Untersuchungsmethoden anwenden und er kann die Größe der Abweichung quantitativ bestimmen.

Die Kompensation eines versteckten Schielen verlangt eine gewisse Anstrengung. Dementsprechend kann es sein dass damit sehbedingte Anstrengungsbeschwerden auftreten, wie z. B. Kopfschmerzen. Ein verstecktes Schielen kommt bei ca. 80 % der Bevölkerung vor, aber nur ca. 10 % haben dadurch Beschwerden. Ein verstecktes Schielen ist also etwas mehr oder weniger Normales und braucht nur behandelt zu werden, wenn entsprechende Beschwerden vorliegen.

Der Begriff „Winkelfehlsichtigkeit“ beschreibt ein verstecktes Schielen, so wie es mit der speziellen Methode des Polatests gemessen wird.

Pseudoschielen

Pseudoschielen beobachtet man besonders häufig bei kleinen Kindern. Es hat mit einem echten Schielen überhaupt nichts zu tun. Die Sehachsen des Betreffenden sind richtig ausgerichtet.

Lediglich durch die bei kleinen Kindern noch etwas breite Nasenpartie und durch die zur Nasenseite noch zu kurzen Lidspalten wird dem Betrachter ein Schielen vorgetäuscht.

Der Augenarzt wird sehr häufig wegen eines Pseudoschielens aufgesucht und kann dieses Pseudoschielen von einem echten Schielen unterscheiden. Diese Unterscheidung beim kleinen Kind ist besonders wichtig und sollte durch den Augenarzt erfolgen, weil in diesem Zusammenhang ein Irrtum sehr folgenschwer sein kann.

Nur das Pseudoschielen „verwächst“ sich, d. h. durch das Wachstum des Kindergesichts verschwindet der Eindruck des Schielens.