Möglichkeiten zur operativen Korrektur von Fehlsichtigkeiten

Myopie, Hyperopie, Astigmatismus

Fehlsichtigkeiten können mit folgenden Methoden korrigiert werden:

1. Brille

Schon im Mittelalter wurden Fehlsichtigkeiten mit Brillen behandelt. Auch heute ist die Korrektur mittels einer Brille noch am weitesten verbreitet. Außer der Tatsache, dass man ständig auf seine Brille angewiesen ist, gibt es bei geringeren Fehlsichtigkeiten keine Nachteile.

2. Kontaktlinsen

Ebenfalls sehr verbreitet und schon lange bekannt sind formstabile oder weiche Kontaktlinsen. Fehlsichtigkeiten können bis zu gewissen Grenzen sehr gut mit ihnen behandelt werden. In aller Regel werden sie gut vertragen, so dass unerwünschte Nebenwirkungen bei Beachtung der hygienischen Anforderungen selten sind.  

3. Operative Verfahren

Bereits seit ca. 100 Jahren werden auch operative Verfahren zur Behebung von Fehlsichtigkeiten erforscht. Alle bislang entwickelten Methoden waren aber zu ungenau, brachten unbefriedigende Ergebnisse und waren komplikationsträchtig. Erst die Entwicklung neuer Lasergeräte und die perfektionierte Herstellung von künstlichen Implantaten brachten eine deutliche Verbesserung.

Folgende operative Verfahren gibt es:

1. Laserthermokeratoplastik (LTK)

Mit der LTK kann eine geringe Hyperopie bis 2 Dioptrien behandelt werden. Es werden mit einem Holmium- oder Dioden- Laser in der Peripherie der Hornhaut 8 - 32 ringförmig angeordnete Hitzeherde gesetzt. Im Bereich dieser Herde zieht sich die Hornhaut zusammen und ändert damit ihre Form und Brechkraft.

2. Astigmatische Keratotomie (AK)

Bei der AK werden in der Hornhautperipherie mit einem Diamantmesser zwei gegenüberliegende Schnitte in exakt definierter Position, Länge und Tiefe durchgeführt. Dadurch kommt es zu einer Verminderung des Astigmatismus. Die AK ist v.a. geeignet zur Reduzierung von höheren Astigmatismen nach vorausgegangenen Augenoperationen wie z.B. einer Hornhautübertragung.

3. Intracornealer Ring bzw Ringsegmente, Intacts, (ICR)

Zur Behebung einer geringen Kurzsichtigkeit bis zu etwa - 3 Doptrien werden in die äußere Hornhaut schmale, halbkreisförmige Tunnel geschnitten. In diese werden halbkreisförmige Ringspangen aus Kunststoff eingeschoben. Wegen häufig auftretender Ablagerungen müssen diese Implantate oft wieder entfernt werden, so dass sich dieses Verfahren nicht durchsetzen konnte.    

4. Implantation von Kunststofflinsen zusätzlich zur natürlichen Linse ( PIOL)

Sogenannte Phake Intraokularlinsen werden verwendet zur Korrektur von hohen Fehlsichtigkeiten, bei denen andere Verfahren nicht mehr angebracht sind. Bei der PIOL wird eine - entsprechend in ihrer Stärke berechnete - Kunststofflinse in das Auge zusätzlich zur natürlichen Linse implantiert. Der Vorteil dieser Methode ist, dass bei einer - selten vorkommenden - Linsenfehlberechnung ein Linsentausch möglich ist. Der Nachteil dieser Methode ist, dass es sich um einen Eingriff im Augeninneren handelt, mit dem möglichen - ernsten - Risiko einer Infektion. Auch ein Grauer Star oder ein Glaukom kann möglicherweise entstehen.

5. Austausch der natürlichen klaren Linse gegen eine Kunstlinse ( ClearLensExchange, CLE )

Ebenfalls bei höheren Fehlsichtigkeiten kann die natürliche - eigentlich noch klare - Linse wie bei einer Grauen - Star - Operation aus dem Auge entfernt und an deren Stelle eine Kunststofflinse implantiert werden. Die Stärke dieser Linse wird entsprechend der bestehenden Fehlsichtigkeit berechnet. Auch bei dieser Methode kann eine fehlberechnete Linse nochmals ausgetauscht werden. Der Eingriff geht aber immer mit einem Verlust der Akkomodationsfähigkeit einher, das Auge kann sich also nicht mehr auf die Nähe einstellen. Es besteht ein geringes Risiko einer Infektion im Augeninneren. Auch Netzhautablösungen oder Netzhautblutungen oder ein Glaukom können in seltenen Fällen auftreten.

Was ist ein Excimer-Laser ?

Wie bereits oben angesprochen, brachte die Entwicklung neuer Lasergeräte, insbesondere des Excimer - Lasers eine erheblich Verbesserung bei der operativen Behandlung von Fehlsichtigkeiten.

Der Excimer-Laser ist ein Kaltlichtlaser (Wellenlänge 193 nm), mit dem Hornhautgewebe mechanisch abgetragen - also nicht verbrannt oder verdampft wird. Gesteuert wird der Laserstrahl mit einem Computer so exakt, dass dadurch die Geometrie und damit die Brechkraft der Hornhaut entsprechend der Fehlsichtigkeit verändert wird. Im Idealfall ist nach der Operation scharfes Sehen ohne Brille oder Kontaktlinsen möglich.

Folgende Verfahren mit dem Excimer - Laser gibt es:

1. Photorefraktive Keratektomie ( PRK bzw. LASEK)

Bei der PRK bzw. LASEK wird die oberste Zellschicht der Hornhaut, das sogenannte Epithel, entfernt ( PRK ) bzw. abgelöst und vorübergehend zur Seite geschoben ( LASEK ). Danach wird mit dem Excimer Laser die Hornhautoberfläche behandelt. Das Epithel bildet sich neu (PRK) bzw. wächst wieder fest an (LASEK), so dass die oberflächliche Wunde nach einigen Tagen verheilt ist. Nachteile der PRK: langsame Heilung sowie das Auftreten von teilweise erheblichen Schmerzen nach der Operation. Bei PRK und LASEK können Hornhauttrübungen auftreten, die nicht mehr zu beheben sind, allerdings in den meisten Fällen subjektiv nicht stören.

Die PRK wird seit 1986 angewandt zur Korrektur der Kurzsichtigkeit bis ca. -6 Dioptrien und des Astigmatismus bis ca. 3 Dioptrien. Bis zu diesen Grenzen ist sie wissenschaftlich anerkannt.

2. Laser in-situ Keratomileusis (LASIK)

Bei der LASIK wird in einem ersten Schritt mit einem automatischen Präzisionsmesser eine 0,16 mm dicke Schicht der Hornhaut präpariert und wie ein Deckel zur Seite geklappt. Die eigentliche Laserbehandlung erfolgt nun im Inneren der Hornhaut. Danach wird die Hornhautlamelle wieder zurückgeklappt. Sie saugt sich von selbst wieder fest und muss nicht angenäht werden. Der Vorteil der LASIK gegenüber der PRK besteht darin, dass die Oberfläche der Hornhaut nicht zerstört wird. Die Narbenbildung nach LASIK ist deutlich geringer, Nach der Operation treten in aller Regel keine Schmerzen, sondern nur für wenige Stunden ein gewisses Fremdkörpergefühl mit Tränenfluss auf. Auch wird oft bereits am Tag nach der Operation eine gute Sehschärfe erreicht.

Die LASIK wird seit 1990 zur Korrektur der Kurzsichtigkeit, des Astigmatismus und inzwischen auch der Weitsichtigkeit verwendet. Bis zu ca - 10 Dioptrien Kurzsichtigkeit und bis 3 Dioptrien Astigmatismus ist das Verfahren wissenschaftlich anerkannt.

Die Einstufung eines Verfahrens als "wissenschaftlich anerkannt" erfolgt nach strengen Kriterien:

"Ein Verfahren wird als wissenschaftlich anerkannt bezeichnet, wenn die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens weitestgehend bekannt sind, der Anwendungsbereich klar umschrieben werden kann, und Langzeitergebnisse vorliegen, die Spätkomplikationen unwahrscheinlich erscheinen lassen." (Zitat aus den Richtlinien der Kommission Refraktive Chirurgie (KRC) der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA))

Für wen kommt die LASIK Behandlung mit dem Excimer-Laser in Frage ?

  • Brillenwerte sollten längere Zeit unverändert sein
  • Kurzsichtigkeiten bis ca - 10 Dioptrien
  • Astigmatismus bis ca 3 Dioptrien
  • Hyperopien bis ca + 5 Dioptrien ( noch nicht wissenschaftlich anerkannt)
  • Kontaktlinsenunverträglichkeit
  • berufliche, kosmetische oder auch rein private Gründe

Für wen kommt die Excimer-Laser-Behandlung nicht in Frage ?

  • Personen unter 18 Jahre
  • Brillenwerte ändern sich noch laufend
  • chronisch fortschreitende Hornhauterkrankungen, z.B. Keratokonus
  • Grauer Star (Katarakt)
  • Allgemeinerkrankungen, die mit Heilungsstörungen einhergehen, z.B. Rheuma, Diabetes
  • systemische Immunerkrankungen (z.B. Lupus erythematodes)

Wie läuft die Behandlung mit dem Excimer-Laser ab?

Voruntersuchungen:

In jedem Fall erfolgt eine Untersuchung der Augen, um zunächst abzuklären, ob sie organisch gesund und damit für eine Laserbehandlung geignet sind. Vor allem die Topographie ( Messung der Hornhautoberfläche ) und die Messung der Hornhautdicke sind wichtige Untersuchungen. Vor diesen Untersuchungen müssen Kontaktlinsenträger eine Tragepause von einigen Tagen bis Wochen einlegen. Daneben gibt es eine Reihe von weiteren Untersuchungen, die der Augenarzt durchführen muss. Auch ein intensives Gespräch über die Erwartungen des Patienten, das erreichbare Ergebnis, die notwendige Nachbehandlung bis hin zu möglichen Risiken ist sehr wichtig.  

Die LASIK -Behandlung mit dem Excimer-Laser:

Die Behandlung erfolgt ambulant und wird unter Tropfanästhesie schmerzfrei durchgeführt. Die Daten der Voruntersuchung werden in einen Computer eingegeben, dieser wiederum steuert den Excimer-Laser. Nach Einsetzen eines Lidsperrers wird das Hornhautdeckelchen, der sog. Flap mit einem automatischen Präzisionsmesser geschnitten. Danach trägt der Excimer-Laser schmerz- und berührungsfrei entsprechend der Fehlsichtigkeit Hornhautgewebe ab und schleift quasi die Brille in die zentrale Hornhaut mit einem Radius von 6-7 mm ein. Dabei verfolgt er ständig auch kleinste Blickbewegungen und bleibt so permanent auf der Hornhaut zentriert. Zusätzlich kontrolliert der Augenarzt die Operation durch das Operationsmikroskop. Nach der Laserbehandlung, die oft nur 30 Sekunden dauert, wird der Flap zurückgeklappt und saugt sich ohne Naht wieder in seiner alten Postion fest.

Nachbehandlung und Heilungsprozeß:    

Nach der Operation wird das Auge nochmals untersucht und erhält danach eine Schutzklappe. Selbstständiges Fahren nach der Operation ist nicht möglich! In den ersten Stunden nach der Operation tränt und reibt das Auge, das Sehen ist verschwommen, starke Schmerzen treten normalerweise nicht auf. Die Schutzklappe wird am Tag nach der Operation entfernt, es erfolgt auch die erste augenärztliche Kontrolle. Die weiteren Kontrollen und Gabe von Augentropfen müssen unbedingt entsprechend den Anweisungen des Augenarztes erfolgen. Wichtig ist auch, nicht am Auge zu reiben und Sonnenstrahlung zu vermeiden.

Bereits am Tag nach der LASIK wird oft ein gutes Sehvermögen erreicht. In den ersten Wochen können noch leichte Schwankungen auftreten, bis sich nach etwa 6 Wochen die Sehschärfe stabilisiert.

Allerdings ist es trotz exakter Voruntersuchung möglich, dass die Fehlsichtigkeit nach Monaten bis Jahren wieder zunimmt. Grundsätzlich gilt: je geringer die Fehlsichtigkeit, desto größer ist die Chance, keine Brille mehr zu benötigen. Völlige Unabhängigkeit von einer Fernbrille kann nicht garantiert werden. Auch bei optimalem Erfolg muss etwa ab dem 45. Lebensjahr wegen der zunehmenden Alterssichtigkeit eine Lesebrille getragen werden.

Grundsätzlich ist die operative Behandlung der Fehlsichtigkeit keine Kassenleistung; das gilt auch für die im Zusammenhang mit dem Lasereingriff notwendigen Beratungen, Vor - und Nachbehandlungen während dreier Monate und die Kosten für die erforderlichen Medikamente. Auch ist zu beachten, dass eine Krankschreibung wegen der Laserbehandlung, bei normalem Heilverlauf nicht gestattet ist.

Welche Probleme können auftreten?    

Vor allem bei hohen Fehlsichtigkeiten kann es nach der Operation am ersten Auge bis zur Operation des zweiten Auges zu Problemen des beidäugigen Sehens kommen. Deshalb und auf Grund der guten Erfahrungen mit der LASIK werden inzwischen öfter beide Augen in möglichst kurzem zeitlichen Abstand behandelt.

In Dämmerung und Dunkelheit kann es zu vermehrter Blendung und zur Wahrnehmung von Lichthöfen ( Halos) kommen. Vor allem bei der Behandlung von höheren Kurzsichtigkeiten oder öfter bei Weitsichtigkeiten kann dies auftreten.

In seltenen Fällen - fast immer durch Reiben am Auge - kann es zu einer Verschiebung des Hornhautflaps kommen. In diesem Fall ist eine operative Positionierung nötig.

Ebenfalls selten kann die oberflächlichste Schicht der Hornhaut - das Epithel - nach einigen Wochen unter das Deckelchen einwachsen und muss dann operativ entfernt werden.    

V.a. bei Patienten mit Wundheilungsstörungen sowie bei Auftreten von Infektionen oder Entzündungen kann es zu einer bleibenden Narbenbildung mit Sehverschlechterung kommen.

Eine zu starke Ausdünnung der Hornhaut mit nachfolgender Vorwölbung und massiver Sehverschlechterung ist sehr selten, kann aber eine Hornhautübertragung notwendig werden lassen.

Durch die Verdünnung der Hornhaut werden die Werte einer Augeninnendruckmessung verfälscht, hierdurch kann ein Grüner Star möglicherweise nicht erkannt werden.

Durch die Nachbehandlung mit cortisonhaltigen Augentropfen kann es zu einer vorübergehenden Erhöhung des Augeninnendrucks kommen.

Eine Dezentrierung der Behandlungszone ist durch die Entwicklung neuer Laser sehr selten geworden. Auch Schnittfehler sind mit den automatisierten Messern sehr selten geworden, machen aber unter Umständen eine Verschiebung der Operation erforderlich.

Zusammenfassung

Die LASIK wird zur Behandlung von Kurzsichtigkeit bis - 10 Dioptrien , von Astigmatismus bis 3 Dioptrien und von Weitsichtigkeit bis + 5 Dioptrien eingesetzt. Weltweit haben sich inzwischen ca 2 - 3 Millionen Menschen einer LASIK unterzogen, in den allermeisten Fällen mit sehr gutem Erfolg. Dennoch ist zu bedenken, dass diese Operation an einem eigentlich gesunden Organ durchgeführt wird. Wir Augenärzte vom ABW legen allergrößten Wert auf die Tatsache, dass kein noch so umfangreicher Prospekt ein persönliches intensives Aufklärungsgespräch mit dem Augenarzt ersetzen kann. Nur so können alle Aspekte und individuellen Bedürfnisse des Patienten abgeklärt werden. Es hat sich gezeigt, dass die zufriedensten Patienten die sind, die durch eine gute Aufklärung realistische Erwartungen und Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen dieser neuen operativen Verfahren entwickelt haben.

Sollten Sie also weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Augenarzt. Er wird sich die Zeit nehmen, Sie zu beraten und zu informieren!